Häufige Probleme des kindlichen Schlafs
Viele Kinder haben hin und wieder Probleme mit dem Schlafen
Fast ein Viertel aller Kleinkinder hat Probleme mit dem nächtlichen Durchschlafen – genauer gesagt mit dem Wiedereinschlafen. Bei einigen Kindern zeigen sich sogar schwere Schlafstörungen.
Auch mit drei, vier Jahren tun sich immer noch viele Kinder schwer mit dem Schlafen. Allerdings rücken in diesem Alter Probleme mit dem Zubettgehen und dem Einschlafen in den Vordergrund. Im Vorschul- und Schulalter kann der Kinderschlaf noch häufig vom Nachtschreck (Pavor nocturnus), der nächtlichen Schlaftrunkenheit, dem Schlafwandeln und dem Sprechen im Schlaf oder von Albträumen gestört werden. Auch einige Behinderungen können mit Problemen beim Ein- und/oder Durchschlafen verbunden sein. Allerdings ist nicht jedes Schlafproblem auch gleich eine Störung.
In den ersten zwölf Lebensmonaten wird grundsätzlich noch nicht von Schlafstörungen gesprochen. Das Baby muss seinen Schlaf-Wach-Rhythmus erst noch entwickeln, und das nächtliche Aufwachen entspricht der noch notwendigen häufigen Nahrungsaufnahme und dem Wachstum in diesem Alter. Auch im weiteren Verlauf der Entwicklung verändert sich der kindliche Schlaf noch laufend. In bestimmten Alters- und Entwicklungsphasen kann es dabei immer wieder zu Problemen kommen, die jedoch zumeist vorübergehender Natur sind. Sie können zwar den Schlaf des Kindes wie auch der gesamten Familie manchmal empfindlich stören, müssen aber nicht gleich Anlass zur Sorge geben.
Anders ist es, wenn sich Schlafprobleme hartnäckig halten und die Gesundheit und Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen oder zu einer starken Belastung für die gesamte Familie werden.
Wann von „Schlafstörungen“ die Rede ist
Probleme beim Schlafen können manches über das verraten, was Kinder gerade bewegt – was sie tagsüber erlebt haben oder welche Entwicklungsschritte sie gerade bewältigen. In manchen Fällen können Schlafprobleme auch ein Hinweis auf Erkrankungen sein.
Die im Kindes- und Jugendalter häufigsten Schlafstörungen lassen sich drei Gruppen zuordnen:
Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien),
Aufwachstörungen (Parasomnien, mit besonderen Phänomenen verbundenes nächtliches Erwachen),
Schläfrigkeit und Tagesmüdigkeit (Hypersomnie).
Von einer Schlafstörung wird allerdings in der Regel erst dann gesprochen, wenn sich ein bestimmtes Problem über einen längeren Zeitraum regelmäßig und häufig zeigt und das Kind älter als zwölf Monate ist:
Von Einschlafstörungen spricht man, wenn ein Kind nach dem Ende des ersten Lebensjahrs
regelmäßig nur mit aufwändiger Hilfe der Eltern, zum Beispiel durch langes Herumtragen, einschlafen kann und
über einen Monat lang an mehr als fünf Nächten in der Woche mehr als 30 Minuten dazu braucht.
Von Durchschlafstörungen spricht man, wenn ein Kind in diesem Alter regelmäßig
über einen Monat lang in mehr als fünf Nächten in der Woche dreimal oder öfter pro Nacht aufwacht,
beim nächtlichen Aufwachen im Durchschnitt länger als 30 Minuten wach ist und
zum Wiedereinschlafen die Hilfe der Eltern benötigt.
Ob eine ärztliche Behandlung erforderlich ist, hängt dabei immer auch davon ab, ob das Problem Kind und Eltern belastet und wie sehr es den Familienalltag beeinträchtigt.
Ist ein Schlafproblem erst einmal bekannt, lässt es sich häufig mit etwas Geduld und Konsequenz lösen. So erleichtert zum Beispiel ein strukturierter Tagesablauf mit festen Schlafenszeiten, Einschlafritualen und Bettroutinen nicht nur das „Schlafenlernen“. Auch bei vielen Schlafproblemen beginnt mit solchen Routinen und Strukturen meist bereits die Lösung des Problems.
Ein- und Durchschlafprobleme finden sich häufig in den ersten beiden Lebensjahren
Die meisten Kinder entwickeln während der ersten sechs Lebensmonate einen einigermaßen stabilen Rhythmus zwischen Schlafen und Wachsein. Sie finden mit Hilfe des allabendlichen Einschlafrituals allmählich immer besser eigenständig in den Schlaf, und wenn sie – was im Säuglingsalter ganz normal ist – nachts wiederholt kurz aufwachen, sind sie meist schon bald in der Lage, ohne wesentliche Hilfe der Eltern wieder einzuschlafen.
Manche Kinder tun sich aber auch schwer damit. Sie neigen vielleicht von Natur aus zur Unruhe, haben Schwierigkeiten damit, ihr Verhalten ihrem Alter und Entwicklungsstand entsprechend zu regulieren oder finden insgesamt nur schwer einen Rhythmus.
Oft liegt die Ursache für Schlafprobleme mit dem Ein- und Durchschlafen jedoch in bereits eingefahrenen Gewohnheiten. Sie haben sich – vielleicht ganz unbemerkt – eingeschlichen und machen es dem Kind schwer zu lernen, eigenständig ein- und durchzuschlafen. Hat sich ein Kind zum Beispiel erst einmal daran gewöhnt, bis zum Einschlafen herumgetragen oder -gefahren zu werden, braucht es meist auch beim nächtlichen Aufwachen den Beistand der Eltern. Oft fordert es dann auch als Kleinkind solche aufwändigen Einschlafhilfen allabendlich noch ein.
Auch wenn sich nach den ersten Lebensmonaten die Schlafzeiten einfach nicht einspielen wollen, ist es häufig so, dass das Kind – zum Beispiel aufgrund fehlender Routinen und Strukturen im Tagesablauf – vielleicht insgesamt nur schwer einen stabilen Rhythmus finden kann. Meist haben sich dann auch noch keine regelmäßigen Essenszeiten eingespielt. Wenn sich ein solcher instabiler Rhythmus festigt, kann es sein, dass dann auch im Kleinkindalter das Einschlafen noch schwer fällt, das Kind nachts immer noch mehrmals aufwacht und tagsüber auffällig müde ist. Solche rhythmusbedingten Schlafstörungen können sehr hartnäckig sein und es bedarf über einen längeren Zeitraum – oft unter ärztlicher Begleitung – einer konsequenten Einhaltung fester Schlafenszeiten.
In den meisten Fällen lassen sich jedoch bereits eingefahrene Gewohnheiten, sind sie erst einmal erkannt, mit etwas Geduld und Konsequenz ändern. So können Sie Ihr Kind beim Zubettgehen und Einschlafen unterstützen. Versuchen Sie, den Tagesablauf mit festen Essens- und Schlafenszeiten zu strukturieren, gleichbleibende Bettroutinen einzuführen und Ihr Kind mit einem allabendlichen Einschlafritual, in dem es Zuwendung und Aufmerksamkeit erfährt, zur Ruhe zu bringen.
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In manchen Entwicklungsphasen sind Schlafprobleme typisch
Auch wenn ein Kind, sei es als Baby, Kleinkind oder Vorschulkind, normalerweise „gut“ schläft, kann es mit der Nachtruhe auf einmal wieder vorbei sein. Meist handelt es sich hierbei um vorübergehende, für das jeweilige Alter typische Probleme.
So kann ein bestimmter Entwicklungsschritt, zum Beispiel das Krabbeln- oder Laufenlernen, eine so aufregende Erfahrung sein, dass das Kind nachts plötzlich wieder häufiger aufwacht und weinerlich ist. Gerade bei Kleinkindern können auch für dieses Alter typische kindliche Ängste (Trennungsängste, Ängste vor Hexen und Monstern usw.) und das Erleben der magischen Phase vorübergehend zu Problemen mit dem Ein- oder Durchschlafen führen.
Als Eltern können Sie in solchen Situationen nicht mehr tun, als dem Kind besonders viel Verständnis und Zuwendung zu zeigen, damit es sich sicher und geborgen fühlen kann. Meist legen sich diese Probleme dann relativ schnell von selbst wieder.
Dasselbe gilt übrigens auch für die meisten „Aufwachstörungen“, wie zum Beispiel den sogenannten „Nachtschreck“. Auch sie treten in bestimmten Altersstufen gehäuft auf und verschwinden meist von selbst wieder.
Aufregung, Stress und emotionale Probleme können so manche schlaflose Nacht bereiten
Wenn Kinder abends Schwierigkeiten haben, zur Ruhe zu kommen, hängt das oft einfach damit zusammen, dass der Tag besonders aufregend war und die Eindrücke erst verarbeitet werden müssen. Muten Sie Ihrem Kind deshalb nicht zu viel zu. Anregung am Tag ist gut, aber zu viel Aufregung – vor allem kurz vor dem Schlafengehen – kann zu schlaflosen Nächten führen.
Schon bei sehr jungen Kindern können auch emotionale Belastungen – Stress in der Familie, ein neues Geschwisterkind, größere Veränderungen in ihrem Leben – den Schlaf empfindlich stören. Dies bestätigt auch eine Studie zum Schlafverhalten von Grundschulkindern, welche gemeinsam von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln und der Kinderklinik des Krankenhauses Porz am Rhein durchgeführt wurde. Etwa acht Prozent der Eltern berichteten über Stress in der Familie und es konnte ein Zusammenhang mit Einschlaf- und Durchschlafstörungen der Kinder nachgewiesen werden. Bei älteren Kindern liegt der Auslöser von schlafraubendem Stress und emotionalen Problemen nicht selten in der Schule. Die Kinder fühlen sich überfordert und empfinden die Schule als belastend oder beängstigend.
Beobachten Sie Ihr Kind genau. Sorgen Sie in Zeiten, in denen es besonderen Belastungen oder Veränderungen ausgesetzt ist (zum Beispiel auch Urlaub oder Umzug), ganz besonders dafür, dass es am Abend ausreichend Zeit hat, zur Ruhe zu kommen, und dass tagsüber Möglichkeiten bestehen, mit Ihnen über das zu sprechen, was es bewegt. Halten Sie Rücksprache mit den Betreuungspersonen, wenn sie Probleme in Kita oder Schule als Ursache für die Schlafprobleme vermuten.
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Ein anregender Tag mit viel Spiel und Bewegung sind die beste Voraussetzung für einen guten Schlaf. Tipps in einer anschaulichen Grafik.
Körperliche Beschwerden können Kinder um den Schlaf bringen
Wenn Kinder, die normalerweise gute Schläfer sind, plötzlich nachts aufwachen, können auch akute Krankheiten, Schmerzen und Fieber dahinterstecken, zum Beispiel eine Mittelohrentzündung oder Schwellungen der Atemwege. In der kinderärztlichen Praxis sollten Sie sich beraten lassen, wie Sie Ihrem kranken Kind einen ruhigen und erholsamen Schlaf ermöglichen, den es zum Gesundwerden braucht.
Auch bei dauerhaften Schlafproblemen können organische Ursachen, wie zum Beispiel chronische Erkrankungen, bei Kindern häufige Allergien oder eine Verengung der Atemwege dahinterstecken. Auch Kinder, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und ihre Schlafposition nicht verändern können, wachen unter Umständen häufiger auf. Andere Handicaps – wie bestimmte Epilepsie- oder Muskelerkrankungen – können ebenfalls den Schlaf beeinträchtigen. Deshalb sollte bei dauerhaften Schlafproblemen immer als erstes kinderärztlich abgeklärt werden, ob keine organischen Ursachen vorliegen.
Äußere Faktoren können das Ein- und Durchschlafen erschweren
Äußere Faktoren wie Lärm, Licht, zu hohe Zimmertemperatur, aber auch koffeinhaltige Getränke oder zu schwere Mahlzeiten am Abend können in jedem Alter den kindlichen Schlaf empfindlich stören. Auch Fernsehen und Computerspiele – vor allem kurz vor dem Zubettgehen – wirken sich als „äußere Schlafstörer“ negativ auf das Schlafverhalten von Kindern aus.
Mit zunehmendem Alter treten rhythmusbedingte Schlafprobleme in den Vordergrund
Bei älteren Schulkindern und im Jugendalter bereiten häufig eher die Schlafenszeiten als der Schlaf selbst Probleme. Viele Kinder leiden unter dem frühen Schulbeginn, der ihrem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus zuwiderläuft. Besonders von Teenagern weiß man heute, dass sich ihre Schlafphasen auch aus biologischen Gründen nach hinten verschieben, sie also abends später müde werden und morgens länger schlafen würden – wenn sie denn könnten. Der frühe Schulbeginn lässt dies jedoch normalerweise nicht zu, so dass viele Jugendlichen unter chronischem Schlafmangel leiden. Dies umso mehr, wenn an den Wochenenden der Schlaf-Wach-Rhythmus dann ganz aus den Fugen gerät. Da helfen allenfalls kurze Tagesschläfchen und – auch wenn es schwer fällt – möglichst konsequente Zubettgehzeiten. Kleinere Abweichungen am Wochenende bringen nicht gleich alles aus dem Rhythmus, aber größere „Ausreißer“ sollten die Ausnahme sein.
Bei dauerhaften Problemen oder starker Belastung ist ärztlicher Rat gefragt
Wenn Ihr Kind – gleich welchen Alters – über längere Zeit Probleme mit dem Schlafen hat, sollten Sie nicht zögern, ärztlichen Rat einzuholen. Denn anhaltende Schlafprobleme neigen dazu, sich zu verselbstständigen und können die Entwicklung und Gesundheit Ihres Kindes beeinträchtigen.
Auch wenn weniger das Kind als vielmehr Sie selbst oder die ganze Familie unter den Schlafproblemen leiden und sie den Familienalltag belasten, sollten Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin wenden. Denn mit fachlicher Unterstützung können Sie vermeiden, dass die Schlafprobleme Ihres Kindes zu einem Teufelskreis neuer Probleme und Belastungen führt. (Stand: 5.12.2019)